Vorhang auf
Von Weitem scheinen wir auf einen in weichen Falten herabfallenden Vorhang zu blicken. Aus der Nähe betrachtet, beginnen die Linien zu flimmern, die illusionistische Wirkung verfliegt. Richters Werk ist ein Kommentar zu den immer wiederkehrenden Versuchen der Malerei, Realität im Bild darzustellen. In der Frührenaissance hatte Leon Battista Alberti die Malerei als Fenster zu einer anderen Welt beschrieben, die sich von ihrer zweidimensionalen Fläche lösen will. Richter misstraut diesem Anspruch. Er hat einen real wirkenden Vorhang gemalt, der geschlossen ist – so versperrt dieser den Blick in die andere Welt. Gleichzeitig ist der „Vorhang“ ein abstraktes Bild, das auch Bezug nimmt auf die mit optischen Effekten irriterende Op-Art der 1960er-Jahre.
Von Nahem scheinen wir auf einen in weichen Falten herabfallenden Vorhang zu blicken. Aus der Nähe betrachtend, stoßen wir mit der Nase an den Bildschirm, die Linien flimmern, die illusionistische Wirkung verfliegt. Mennels Werk ist ein Kommentar zu den immer wiederkehrenden Versuchen der Fotografie, Realität im Bild darzustellen. In der Frührenaissance hatte Leon Battista Alberti keine Ahnung von Fotografie, sein Anspruch war ein anderer. Mennel misstraut diesem Anspruch. Er hat keinen real wirkenden Vorhang fotografiert, der geschlossen ist – und den Blick in die andere Welt versperrt. Mennel hat nicht einmal einen Vorhang fotografiert. Sondern etwas anderes, das real wirkt, weil es eine Fotografie ist, die nicht die Fotografie einer Malerei ist. Gleichzeitig ist der „Vorhang“ ein abstraktes Bild, das Bezug nimmt auf die Farbe Grau.